Versicherung bei grober Fahrlässigkeit, was bedeutet das? Eine nicht ausgeschaltete Herdplatte, eine brennende Kerze, die unbeaufsichtigt gelassen wurde, oder ein offenes Fenster bei starkem Regen – all diese Situationen können schwere Schäden verursachen. Solche Vorkommnisse werden oft als grobe Fahrlässigkeit eingestuft. Viele Versicherungen neigen in solchen Fällen dazu, die Leistungen erheblich zu kürzen oder ganz zu verweigern. Doch was genau bedeutet grobe Fahrlässigkeit und wie können Sie sich als Immobilienbesitzer schützen?
Dieser Artikel behandelt das Konzept der Versicherung bei grober Fahrlässigkeit und zeigt, wie Sie sich absichern können, um im Schadensfall nicht auf den Kosten sitzen zu bleiben. Zudem erfahren Sie, wie Versicherungen mit fahrlässig verursachten Schäden umgehen und warum es wichtig ist, eine umfassende Absicherung zu haben.
Was ist grobe Fahrlässigkeit?
Der Begriff grobe Fahrlässigkeit spielt im Versicherungswesen eine zentrale Rolle, da er häufig als Grund für die Kürzung oder Ablehnung von Versicherungsleistungen angeführt wird. Nach deutschem Recht handelt grob fahrlässig, wer „die im Verkehr erforderliche Sorgfalt in besonders schwerem Maße verletzt“ (§ 276 BGB). Das bedeutet, dass jemand bewusst oder aus extremer Nachlässigkeit eine Situation herbeiführt, die zu einem Schaden führt.
Ein einfaches Beispiel: Wer eine brennende Kerze im Wohnzimmer unbeaufsichtigt lässt und dadurch einen Wohnungsbrand auslöst, handelt grob fahrlässig. Hätte die Person angemessen gehandelt und die Kerze vor dem Verlassen des Raums gelöscht, hätte der Brand vermieden werden können.
In der Praxis kann grobe Fahrlässigkeit in vielen alltäglichen Situationen auftreten:
- Ein Fenster bleibt während eines Sturms geöffnet, und das eindringende Wasser verursacht Schäden.
- Die Herdplatte wird nach dem Kochen nicht ausgeschaltet, und es kommt zu einem Küchenbrand.
- Ein ungesicherter Gartenstuhl wird bei starkem Wind gegen die Hauswand geweht und beschädigt diese.
Unterschied zwischen einfacher und grober Fahrlässigkeit
Während bei einfacher Fahrlässigkeit nur eine leichte Unachtsamkeit vorliegt, bei der die betroffene Person einen Schaden nicht bewusst verursacht hat, ist grobe Fahrlässigkeit ein schwerwiegenderes Vergehen. Die Grenze zwischen den beiden Formen der Fahrlässigkeit ist oft fließend und wird im Schadensfall individuell beurteilt.
Grobe Fahrlässigkeit und ihre Auswirkungen auf Versicherungsansprüche
Die meisten Versicherungsverträge beinhalten Klauseln, die festlegen, wie im Schadensfall verfahren wird, wenn der Versicherte den Schaden grob fahrlässig herbeigeführt hat. In der Regel behalten sich Versicherungen vor, die Leistung im Falle von grober Fahrlässigkeit zu kürzen oder ganz zu verweigern. Dies gilt insbesondere bei Hausrat- und Gebäudeversicherungen.
Ein Beispiel: Wenn Sie versehentlich eine brennende Kerze unbeaufsichtigt lassen und dadurch einen Brand auslösen, kann Ihre Versicherung im Schadensfall argumentieren, dass grobe Fahrlässigkeit vorliegt. Die Folge: Sie erhalten möglicherweise nur einen Teil der vereinbarten Entschädigung oder im schlimmsten Fall gar keine Zahlung.
Wie Versicherungen grobe Fahrlässigkeit bewerten
Versicherer bewerten die Schwere des Verhaltens des Versicherten. Dabei wird zwischen Vorsatz, grober Fahrlässigkeit und einfacher Fahrlässigkeit unterschieden. Ein Schaden, der durch Vorsatz verursacht wurde, wird in der Regel nicht erstattet. Bei grober Fahrlässigkeit entscheidet der Versicherer im Einzelfall, ob und in welcher Höhe er Leistungen kürzt. Im Gegensatz dazu ist einfache Fahrlässigkeit in der Regel vollständig gedeckt, solange die Versicherung die entsprechenden Risiken abdeckt.
Die Versicherung kann die Leistung in der Regel proportional zur Schwere des Verschuldens des Versicherten kürzen. Wenn die grobe Fahrlässigkeit des Versicherten als besonders schwerwiegend eingestuft wird, kann die Versicherung die Zahlung um bis zu 100 % reduzieren.
Beispiel für eine Leistungskürzung
Angenommen, eine Person vergisst, den Gasherd nach dem Kochen abzuschalten, und verursacht dadurch einen Brand in der Küche. Die Versicherung könnte argumentieren, dass dies grobe Fahrlässigkeit war, da der Schaden durch einfaches Handeln – das Ausschalten des Herdes – hätte vermieden werden können. In einem solchen Fall könnte die Versicherung entscheiden, den Schaden nur zu 50 % oder sogar weniger zu erstatten, abhängig von der Schwere des Verschuldens.
Versicherungsschutz bei grober Fahrlässigkeit
Um sich gegen das Risiko von Leistungskürzungen im Schadensfall abzusichern, ist es wichtig, eine Versicherung bei grober Fahrlässigkeit zu haben, die auf den Einwand der groben Fahrlässigkeit verzichtet. Viele moderne Versicherungen bieten Policen an, die diesen Verzicht beinhalten. Das bedeutet, dass der Versicherer auch bei grob fahrlässig verursachten Schäden die volle Leistung erbringt.
Gebäudeversicherung bei grober Fahrlässigkeit
Eine Gebäudeversicherung ist für Immobilienbesitzer unverzichtbar, da sie Schäden am Haus selbst abdeckt, wie z. B. durch Feuer, Sturm oder Leitungswasser. Es kann jedoch passieren, dass der Versicherer bei grober Fahrlässigkeit die Zahlungen kürzt.
Ein Beispiel: Wenn ein Gebäude durch einen Brand beschädigt wird, der durch eine unbeaufsichtigte brennende Kerze verursacht wurde, könnte die Gebäudeversicherung im Normalfall die Leistung kürzen.
Mit einer Gebäudeversicherung, die auf den Einwand der groben Fahrlässigkeit verzichtet, sind Sie jedoch auch in solchen Fällen abgesichert. Der Versicherer zahlt den Schaden vollständig, unabhängig davon, ob er durch grobe Fahrlässigkeit verursacht wurde.
Hausratversicherung bei grober Fahrlässigkeit
Die Hausratversicherung deckt den Inhalt Ihrer Wohnung ab, z. B. Möbel, Elektrogeräte und persönliche Gegenstände. Auch hier kann die Versicherung bei grober Fahrlässigkeit die Leistungen kürzen. Ein klassisches Beispiel: Ein Wasserrohr bricht, weil der Bewohner vergessen hat, während eines Winterurlaubs die Heizung einzuschalten. In diesem Fall könnte die Hausratversicherung argumentieren, dass der Schaden grob fahrlässig verursacht wurde, und die Leistung kürzen.
Mit einer Hausratversicherung, die den Verzicht auf den Einwand der groben Fahrlässigkeit bietet, ist Ihr Hausrat jedoch umfassend geschützt, selbst wenn ein Schaden durch fahrlässiges Verhalten verursacht wurde.
Beispiele für grob fahrlässige Schäden und die Rolle der Versicherung
Es gibt viele Szenarien, in denen grobe Fahrlässigkeit eine Rolle spielen kann. Einige dieser Fälle sind:
Vergessenes Bügeleisen
Ein heißes Bügeleisen wird eingeschaltet gelassen und löst einen Brand aus. Obwohl dieser Schaden durch Sorgfalt hätte vermieden werden können, bietet eine Versicherung bei grober Fahrlässigkeit Schutz und deckt den Schaden vollständig ab.
Offene Fenster bei starkem Regen
Ein Mieter lässt bei einem plötzlichen Wetterumschwung die Fenster geöffnet. Starker Regen dringt ein und verursacht erhebliche Schäden an der Einrichtung. In einem solchen Fall würde eine Versicherung bei grober Fahrlässigkeit einspringen und den Schaden übernehmen, ohne Kürzungen vorzunehmen.
Überlaufende Badewanne
Eine überlaufende Badewanne verursacht Wasserschäden in einer Mietwohnung. Der Bewohner hat das Wasser unbeaufsichtigt gelassen. Eine reguläre Versicherung könnte die Leistung kürzen, doch eine Versicherung bei grober Fahrlässigkeit deckt den Schaden vollständig.
Wichtige Aspekte beim Abschluss einer Versicherung bei grober Fahrlässigkeit
Wenn Sie sich für eine Versicherung bei grober Fahrlässigkeit entscheiden, gibt es einige wichtige Punkte, die Sie beachten sollten:
Deckungssumme prüfen
Achten Sie darauf, dass die Deckungssumme der Versicherung ausreichend hoch ist, um die Kosten im Schadensfall abzudecken. Insbesondere bei größeren Schäden, wie z. B. einem Brandschaden, können die Kosten schnell in die Hunderttausende oder sogar Millionen gehen.
Versicherungsklauseln genau prüfen
Lesen Sie die Versicherungsbedingungen sorgfältig, um sicherzustellen, dass der Verzicht auf den Einwand der groben Fahrlässigkeit tatsächlich Bestandteil der Police ist. Nicht alle Versicherungen bieten diesen Schutz an, und es kann Unterschiede geben, wie stark die grobe Fahrlässigkeit in die Bewertung der Leistung einfließt.
Zusätzlicher Schutz für spezielle Szenarien
Wenn Sie sich gegen bestimmte Szenarien besonders absichern möchten, wie z. B. Schäden durch Vandalismus oder böswillige Beschädigung, sollten Sie sicherstellen, dass diese in Ihrer Police ebenfalls abgedeckt sind. Dies kann im Zusammenhang mit grober Fahrlässigkeit wichtig werden, wenn Dritte durch unachtsames Verhalten Schäden verursachen.
Versicherungen, die grobe Fahrlässigkeit abdecken
Einige Versicherungsgesellschaften bieten spezielle Policen an, die grobe Fahrlässigkeit abdecken. Diese Verträge sind in der Regel etwas teurer als Standardversicherungen, bieten jedoch einen entscheidenden Vorteil: Sie schützen umfassend, selbst wenn ein Schaden durch Nachlässigkeit verursacht wurde. Hier sind einige Versicherungstypen, die grobe Fahrlässigkeit in den Deckungsschutz aufnehmen können:
- Gebäudeversicherungen: Umfassender Schutz vor Schäden durch Feuer, Sturm oder Wasser – auch bei grober Fahrlässigkeit.
- Hausratversicherungen: Deckt den Verlust oder die Beschädigung des Hausrats, auch wenn der Schaden durch fahrlässiges Verhalten verursacht wurde.
- Haftpflichtversicherungen: Schützt vor Forderungen Dritter, wenn Sie einen Schaden grob fahrlässig verursacht haben.
Fazit
Der Schutz vor grober Fahrlässigkeit ist für Immobilienbesitzer und Mieter gleichermaßen wichtig. Viele Versicherungen kürzen ihre Leistungen, wenn ein Schaden durch grobe Fahrlässigkeit verursacht wurde. Um sich vor den finanziellen Folgen eines solchen Schadens zu schützen, ist es ratsam, eine Versicherung bei grober Fahrlässigkeit abzuschließen, die auf den Einwand der Fahrlässigkeit verzichtet. Mit diesem Schutz sind Sie auch in Situationen abgesichert, in denen Sie einen Schaden durch eine unachtsame Handlung selbst verursacht haben.
Egal ob in der Gebäude-, Hausrat- oder Haftpflichtversicherung – der Verzicht auf den Einwand der groben Fahrlässigkeit stellt sicher, dass Sie im Schadensfall den vollen Versicherungsschutz genießen. Damit sind Sie auf der sicheren Seite, selbst wenn ein kleiner Fehler zu einem großen Schaden führt.